Am 03. Juni 1992 war es endlich soweit:

32 Jahre des Wartens hatten ein Ende!

Nach mehreren gescheiterten Versuchen hatte es unsere Mannschaft endlich geschafft, eine Saison als Spitzenreiter zu beenden. Highlights dieser Spielsaison waren u.a. das 2:1 in Büchold, das 11:0 gegen Gramschatz, bei dem selbst ich als Torwart einen Treffer beisteuern konnte und das 2:1 in Binsfeld am vorletzten Spieltag, welches an Spannung kaum zu überbieten war. Besondere Freude machte uns nach dem Spiel auch die Nachricht, daß der bisherige Tabellenführer Bühler/Münster sein Spiel in Gramschatz verlor und wir somit Tabellenführer waren. Ein kleiner Wehrmutstropfen war aber die Punktgleichheit mit dem alten Rivalen DJK Büchold. Nachdem wir beide unsere Abschlussspiele gewonnen hatten, musste es her, das von allen befürchtete Entscheidungsspiel.
Favorit dieses Spiels war trotz unserer Serie von einem Gegentor in 9 Spielen die DJK aus Büchold, denn diese brachten das Kunststück fertig, 11 Spielen in Serie mit null Gegentoren zu bestehen. Außerdem waren sich die "Experten" einig, daß wir den Bücholdern in jeder Hinsicht unterlegen waren, besonderes durch ihren "Dänensturm", der den Gegnern in dieser Saison reihenweise das Fürchten lehrte. Schauplatz des Geschehens war die Arena in Arnstein.
Bedingt durch den spannenden Saisonverlauf und die Berichterstattung in der Presse gab es einen regelrechten Run auf Karten für dieses Endspiel. Selbst beim Anstoß gab es noch lange Schlangen vor dem Kartenhäuschen. Am Ende besuchten dieses Spiel sage und schreibe 1000 Zuschauer, und beileibe nicht nur Männer. Wenn man bedenkt, daß dieses Spiel an einem Mittwochabend stattfand und Reuchelheim und Büchold zusammen keine 1000 Einwohner haben, ist dies wohl doch eine beeindruckende Zahl, oder? Auf dem Dach des Kartenhäuschens wurde sogar eine Kamera angebracht, damit die Beteiligten noch ihren Enkeln dieses historische Spiel zeigen können.

Bedingt durch diese vielen Augenpaare und die Bedeutung dieses Spiels war den Akteuren die Nervosität doch stark anzusehen. Am ehesten ablegen konnten diese die Bücholder, die nach einem Fehler meinerseits in Führung gingen. Was danach passierte läßt sich nur schwer in Worte fassen. Ein Freistoß in den Winkel durch unseren Spielertrainer Paul Seubert brachte uns noch vor der Pause den Ausgleich und brach den Bücholdern das Genick. Mit einer Mannschaftsleistung, die ich weder vorher noch hinterher jemals wieder in Reuchelheim gesehen habe, spielten wir mit den Bücholdern in der zweiten Hälfte Katz und Maus. Trotz optischer Überlegenheit unseres Gegners hatten wir das Spiel fest im Griff. Logische Konsequenz war das 2:1 durch Daniel Schwaiger nach einem Drehschuss und Torwartfehler sowie das 3:1 durch Peter Heuler, der nach einem Spurt über das gesamte Spielfeld und einem mustergültigen Pass von Stefan Müller (der kurz darauf leider mit Gelb-Rot den Platz verlassen musste) mit einer langen Grätsche den Ball am Torwart vorbei im Netz versenkte. Was danach folgte war ein Schaulaufen unserer souveränen Abwehr. Allen voran Matthias Schön, der "Killer" im besten Spiel seines Lebens, der den Dänensturm im Alleingang aufhielt und für dessen Auswechslung sorgte.

Kurz darauf war Schluss in Arnstein, und die längste Feier in der Reuchelheimer Geschichte konnte beginnen. Die Massen stürmten den Platz und feierten mit Sekt und "We are the champions" diesen historischen Sieg. In einem riesigen Autokorse traten die "Helden" ihre letzte Reise dieses Tages an und feierten und feierten und feierten...

Mag sein, daß in diesem "objektiven" Bericht einige kleine Details etwas verändert sind, aber so ist das nun mal, wenn man aus dem Gedächtnis erzählt, da bleiben meist nur die schönen Sachen hängen...

Andreas Steiner